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Baumeister Wolfgang Steiner lässt am 15. Februar 1906 über seine Ehefrau den Plan zur Erbauung eines Wohnhauses einreichen. Das Haus soll mitten auf der Straße "Am Rinnlein", der heutigen Brunnenstraße, entstehen, die damals noch bis zum Q-Bogen führt. Erst mit der Umgestaltung der Straßenführung im Zuge des Entstehens des Bahnhofsviertels, nach Streitereien mit den Statmagistrat und einer Notanbindung der noch hinter dem Haus an der Straße liegenden Häuser, wird die Genehmigung erteilt und das Haus am 15. November 1906, nach knapp achtmonatiger Bauzeit, fertiggestellt. Erst im April 1907 erhält es seine heutige Adresse.



Am 13. Mai 1909 wird das Haus für 26.000 Mark von den Postschaffnerseheleuten Karl und Christiana Schott erworben. Es folgen zwei Weltrkriege und Inflation, in denen nur das Geld für die notwendigsten Reparaturen zur Verfügung steht. Im Krieg erhält das Haus beim Bombenangriff auf die benachbarten Bahnanlagen leichte Schäden. 1943 stirbt Christiana Schott. Durch Einquartierungen ist die Wohnsituation vor allem in der Kriegs- und Nachkriegszeit beengt. Die vier Wohnungen wurden jeweils von zwei Familien bewohnt. Bäder waren keine vorhanden, einmal in der Woche ging man ins öffentliche Bad und im Waschhaus und im Innenhof wurde schwarz Schnaps gebrannt.


1950 stirbt auch Karl Schott und für mehr als 40 Jahre ist das Haus nun im Eigentum einer wachsenden Erbengemeinschaft aus bis zu acht Kindern und Kindeskindern der Erbauer, die jede Entscheidung einstimmig genehmigen müssen. Erst ab 1992 werden einzelne Eigentümer ausbezahlt und als das Bahnhofsviertel offizell zum Sanierungsgebiet erklärt wird, kann mit den Bauarbeiten begonnen werden: Moderne Badezimmer werden eingerichtet, der Innenhof geplastert. Ein Frischwasserbrunnen, ein Wildapfelbaum, Pflanzflächen und Sitzplätze machen ihn heute zu einer kleinen Oase. Jede Wohnung erhält einen großen Balkon und neue, dem historischen Vorbild entsprechende Isolierglasfenster aus Eichenholz. So kann das Haus auch in Zukunft Familien zeitgemäßen Wohnraum bieten.